Alfred Klepatsch und Norbert Miesenberger – zwei Öko-Pioniere aus dem Bezirk Freistadt sind Absolventen der HLBLA St. Florian

Bei unserem 2. Webinar in der Verbandsgeschichte hat uns Kollege Norbert Miesenberger (MJ 1989) ausführlich über das Thema „Photovoltaik und regionale Stromversorgung in der Landwirtschaft“ informiert. Norbert ist neben seiner Funktion als Geschäftsführer des Vereins Energiebezirk Freistadt (EBF) auch noch im Projekt-Management von HELIOS Sonnenstrom GmbH und der Energie-Cooperative our power tätig. Den Verein EBF hat Norbert gemeinsam mit einem anderen Absolventen unserer Schule gegründet: Alfred Klepatsch (MJ 1980) ist auch Obmann des EBF.
Aus Anlass des 15-jährigen Jubiläums des EBF hat uns Norbert einen Bericht über ÖKO-Projekte im Mühlviertel geliefert.

Die Begeisterung für bzw. die Notwendigkeit sich mit Umwelt- und Klimaschutz, dem biologischen Landbau sowie weiteren Nachhaltigkeitsthemen intensiver auseinander zu setzen, wurde beim früheren Schulsprecher der HLBLA St. Florian hauptsächlich von Professoren der Lehranstalt geweckt. So kam es nicht überraschend, dass Norbert Miesenberger nach 2 ½ jähriger Tätigkeit bei der Agrolinz als Leiter der Düngemittelversuchs-technik, in seinen Heimatbezirk nach Freistadt wechselte, um dort am Aufbau und der Umsetzung des kommunalen Abfallwirtschaftskonzepts mitzuwirken. Zu den Hauptaufgaben zählten der Aufbau der „Bäuerlichen Kompostierung“, die Etablierung geeigneter Bioabfall-Sammelsysteme und die Verankerung eines dezentralen Abfallsammelsystems via Altstoffsammelzentren in der Region.

Gründung des Vereins Energie Bezirk Freistadt (EBF)

Klar war für Norbert M. immer, dass die Beschäftigung mit Abfallwirtschaftsfragen nur einen Teil einer umfassenden regionalen Umwelt- und Klimaschutzarbeit darstellen kann. Motiviert von den Grenzblockaden gegen das AKW Temelin und im Wissen um die vielfältigen regionalen erneuerbaren Energiepotentiale gründete Norbert zusammen mit Alfred Klepatsch (MJ 1980), dem damaligen Bürgermeister der Gemeinde Windhaag bei Freistadt, 2005 den Verein Energie Bezirk Freistadt. Zum 15-jährigen Jubiläum kann der aus 23 Freistädter Mitgliedsgemeinden bestehende – und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte – Verein auf etliche erfolgreiche Meilensteine zurück blicken. Dazu zählen zum Beispiel die Gründung der Helios Sonnenstrom GmbH und das E-Carsharing Projekt MühlFerdl.

Mit einer Leistung von mehr als 12 MWpeak betreibt die 2012 gegründete Helios Sonnen-strom GmbH heute eines der größten Sonnenkraftwerke Österreichs. In Summe hat Helios mehr als 500 Photovoltaikanlagen – hauptsächlich im Bezirk Freistadt und in den angrenzenden Bezirken – unter Vertrag. Mit dem erzeugten Strom können rund 4000 Haushalte ihren Jahresstrombedarf decken. In Form von Bürgerbeteiligung wurden bisher insgesamt 10,5 Millionen Euro in diese sichere und innovative Technologie investiert – die Tendenz ist weiter steigend.

2016 fiel der Startschuss für das mühlviertelweite E-Carsharing Projekt MühlFerdl. 180 Nutzer sind mit den 13 E-Autos des EBF unterwegs. Für manche von ihnen ist das E-Car sogar zum Ersatz für das einzige Auto geworden. Mehr als eine halbe Million Kilometer waren die MühlFerdl-Nutzer bisher mit Elektroantrieb unterwegs.

OurPower – Die Energie Cooperative

Die Energiegenossenschaft ourpower.coop ist das „jüngste Kind“ von Norbert. Diese betreibt einen Online-Marktplatz, der ErzeugerInnen von Ökostrom und Menschen, denen die Herkunft des Stroms wichtig ist, zusammenbringt. Erstmals können VerbraucherInnen ihren Strom zu 100 % direkt von regionalen Ökostromanlagen beziehen. Gleichzeitig können ÖkostromproduzentInnen über OurPower den Strom zu fairen Preisen direkt an NachbarInnen, FreundInnen, etc. verkaufen. Das Stromgeld wird damit zum Geldstrom für die Energiewende. Diese wird direkt, dezentral, demokratisch und digital organisiert.

Zukunftsbilder

Als Inspiration und Anstoß zum Weiterdenken hat Norbert anlässlich 15 Jahre Energie Bezirk Freistadt 6 Zukunftsbilder skizziert. Aus Platzgründen sind an dieser Stelle nur die Themenfelder angeführt:

  1. Wo liegen die Potentiale beim Ausbau erneuerbarer Energieträger? Bis 2030 sollen zusätzlich 11 TWh Strom aus der Photovoltaik kommen, um die Klima- und Energieziele zu erreichen.
  2. Wie wollen wir zukünftig wohnen und arbeiten – gemeinsam statt einsam?
  3. Wie wollen wir zukünftig mobil sein – Die Devise lautet: Umstieg auf E-Mobilität sowie Nutzen statt Besitzen?
  4. Wie wollen wir zukünftig Strom beziehen – direkt vom Nachbarn?
  5. Wie wollen wir zukünftig konsumieren – weniger ist mehr – Nötig ist ein Überdenken des Lebensstils?
  6. Wie wollen wir zukünftig essen – ob es uns schmeckt oder nicht, der Diskussion über weniger Fleisch am Teller werden wir uns stellen müssen?

Übrigens: Norbert Miesenberger wohnt in Neumarkt im Mühlkreis.

Das Büro der o. a. Organisation befindet sich in Götschka 5, 4212 Neumarkt im Mühlkreis 13 MitarbeiterInnen sind beschäftigt.

Wir bedanken uns bei Norbert Miesenberger für den interessanten Artikel.

Foto links: EBF-Geschäftsführer Norbert Miesenberger und Obmann Alfred Klepatsch

Foto oben: Übergabe eines „MühlFerdl“-E-Mobils

Foto rechts: Obmann Klepatsch am Mitfahrbankerl